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IBAES 21
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Vorwort des Herausgebers
 
Mit diesem Band erfolgt die nachträgliche Publikation der Dissertation A von Erika Endesfelder (1935-2015)[i] Die Arbeit wurde von Fritz Hintze betreut und 1962 als Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin erfolgreich verteidigt. Die Beschäftigung mit den sozialökonomischen Verhältnissen der Arbeiter in den Gesellschaften der frühen Hochkulturen wie auch die Frage nach der Verwendung von Sklaven stand ganz im Diskurs der Zeit. Erika Endesfelder hat sich dieser Thematik in Bezug auf die Arbeiter der Nekropolensiedlung von Deir el-Medine aber nicht aus einer ideologischen Perspektive, sondern rein vom Stand des archäologischen und epigraphischen Materials genähert.
Mit der Arbeitersiedlung von Deir el-Medine und den sozialökonomischen Verhältnissen der dort ansässigen Arbeiter hat sich Erika Endesfelder neben der vorliegenden Dissertation nur in wenigen Publikationen befasst. Im Anschluss an ihre Dissertation galt ihr Interesse dann sehr bald der Staatsentstehung, über die sie auch ihre Dissertation B (Habilitation) verfasste,[ii] und später dann auch der Wissenschaftsgeschichte. Hervorzuheben unter ihren Beiträgen zu Deir el-Medine ist der Beitrag in Forschungen und Berichte 8 von 1967, in dem sie, anlässlich des 50. Geburtstages von Fritz Hintze, drei aus Deir el-Medine stammende Ostraka aus dem Ägyptischen Museum Berlin erstmalig publiziert hat. Die Veröffentlichungen Erika Endesfelders zu Deir el-Medine seien hier nachfolgend angeführt, ein vollständiges Schriftenverzeichnis findet sich in ihrer Gedenkschrift.[iii]
  • Über die Arbeiter der thebanischen Nekropole im Neuen Reich, in: H.-J. Diesner/R. Günther/G. Schrot (Hrsg.): Sozialäkonomische Verhältnisse im Alten Orient und im Klassischen Altertum, Tagung der Sektion Alte Geschichte der Deutschen Historiker-Gesellschaft vom 12.-17.10.1959 in Altenburg, Berlin 1961, 87-93
  • Drei neuägyptische hieratische Ostraka, Forschungen und Berichte 8, 1967, 65-69
  • Sklaven (dscheser-achet) in der Nekropole von Deir el Medine, Altorientalistische Forschungen 5, 1977, 17-24
Ziel und Anliegen der vorliegenden Ausgabe ist es nicht, eine zeichengenaue Edition der Dissertation von 1962 zu bieten, sondern vielmehr einen gut lesbaren und einheitlichen Text zu gestalten. Dazu wurde der Text der ursprünglichen Fassung redaktionell geringfügig angepasst, insbesondere wurden Tipp-und Grammatikfehler korrigiert sowie Abkürzungen, wie N.R. für "Neues Reich", aufgelöst. Verbliebene Abkürzungen sind in einem Abkürzungsverzeichnis aufgeführt. Darüber hinaus wurden divergierende Schreibweisen von Eigennamen, wie z.B. "Chikago" und "Chicago", vereinheitlicht, um eine Volltextsuche in der digitalen Fassung zu vereinfachen. Die Vereinheitlichung von Eigennamen betrifft auch die Schreibung von altägyptischen Personennamen. Diese wurden von Erika Endesfelder teils in Transkription, teils in ägyptologisch vokalisierter Form geschrieben, teils aber auch in Mischformen verwendet. So findet sich z.B. der Name des Vorarbeiters Paneb sowohl in der Form "Paneb" als auch in den Schreibweisen "dscheser-dscheseru" und "dscheser-dscheseru"; neben der Namenswiedergabe "Hwj" tritt die Variante "Huj" auf. [iv] Diese Schreibungen wurden zugunsten der häufiger auftretenden Variante vereinheitlicht, in den genannten Fällen zu "Paneb" und "dscheser-dscheseru". Damit soll auch der Eindruck vermieden werden, dass jeweils unterschiedlichen Personen gemeint sind. Die allgemeine Eigenart Erika Endesfelders, manche Personennamen in Transkription, andere dagegen in vokalisierter Form wiederzugeben, wurde dagegen nicht geändert.
Kapitel IV bestand ursprünglich aus nur einem Unterkapitel mit der Überschrift "Welche Produkte wurden ausgegeben?". Dieses wurde in zwei Unterkapitel "Nahrungsmittel" und "Sonstige Produkte" unterteilt.
Angepasst wurde ferner das Transkriptionssystem. Hinsichtlich einer besseren Lesbarkeit wurde das von Erika Endesfelder verwendete, auf den damaligen Konventionen des Wörterbuches beruhende System den heutigen, in der Tradition des Wörterbuches stehenden Konventionen angeglichen. Diese Änderungen betreffen: dscheser-dscheseru > s, s > z und dscheser-dscheseru > q.
Der Lebenslauf Erika Endesfelders wurde aus der ursprünglichen Arbeit übernommen und hier als Anhang 1 belassen, da er Informationen enthält, die die biographischen Angaben in den Nachrufen ergänzen und somit von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse sein können.
Als Anhang 2 wurde ein Text aufgenommen, der sich als ein maschinengeschriebenes Manuskript mit dem handschriftlichen Vermerk "wahrscheinlich unpubliziert" im Nachlass Erika Endesfelders befand. Es handelt sich um das Manuskript eines Vortrages, allerdings ist weder ein Datum noch ein Ort vermerkt, so dass sich nicht mehr ermitteln ließ, wo und bei welcher Gelegenheit Erika Endesfelder diesen Vortrag hielt. Möglicherweise handelte es sich um einen Vortrag im Rahmen der "Neuen Forschungen" in Berlin bzw. Leipzig. Inhaltlich und thematisch steht der Vortrag in engem Zusammenhang mit Kapitel VI "Rechtswesen in der Nekropole" der hier veröffentlichten Dissertation A, weshalb eine Publikation an dieser Stelle erfolgt.
Florian Steinborn hat dieses Vortragsmanuskript im Nachlass entdeckt und digitalisiert. Für die Veröffentlichung wurde es nach zuvor genannten Kriterien geringfügig redaktionell überarbeitet. Tippfehler wurden korrigiert, Abkürzungen aufgelöst und die Transkription vereinheitlicht.
Mein herzlicher Dank als Herausgeber gebührt der Familie Erika Endesfelders für die freundliche Genehmigung, die vorliegende Arbeit und das Vortragsmanuskript publizieren zu dürfen. Die Arbeitsstelle "Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften hat mir zur Digitalisierung dankenswerterweise einen Scan ihres Bibliotheksexemplars zur Verfügung gestellt. Für die mühevolle Aufgabe des Korrekturlesens und Aufspürens von Tippfehlern danke ich Florian Steinborn (Berlin) und Markus Wallas (Köln) sehr herzlich.
Gunnar Sperveslage
Juni 2018
Fußnoten
  1. Zum Hintergrund der nachträglichen Publikation der in der DDR entstandenen Dissertationen siehe das Vorwort von M. Fitzenreiter in: P. Andrassy, Untersuchungen zum ägyptischen Staat des Alten Reiches, IBAES XI, Berlin/London 2008, i-viii; Internetfassung: <../ibaes11>.
  2. E. Endesfelder, Beobachtungen zur Entstehung des altägyptischen Staates, IBAES 14, Berlin/London 2011; Internetfassung: <../ibaes14>.
  3. F. Feder, G. Sperveslage u. F. Steinborn (Hrsg.): Ägypten begreifen. Erika Endesfelder in memoriam, IBAES 19, Berlin/London 2017; Internetfassung: <../ibaes19>.
  4. Orginalfassung S. 14: "Paneb", S. 76: "dscheser-dscheseru", S. 157: "dscheser-dscheseru"; S. 124: "Huj", S. 152: "Hwj".